Das vielstimmige Veranstaltungsprogramm
In der Festivalwoche vom 4. bis 10. November 2019 waren Besucher*innen zu über 200 Veranstaltungen eingeladen. An den sieben Orten thematisierte ein umfassendes Programm die Friedliche Revolution und die daraus resultierenden Ereignisse der vergangenen 30 Jahre.
Von einer Lesebühne mit Autorenteams, über Buchvorstellungen zu komplexen politischen Fragestellungen bis hin zu ergreifenden Erzählungen von Fluchtgeschichten – Schriftsteller*innen und Autor*innen präsentierten ihre Texte und Bücher und stellten sich den Fragen des Publikums. Dabei waren etwa Norbert F. Pötzl, ehemaliger Leiter des Berliner SPIEGEL-Büros von 1990 bis 1994, mit seinem Buch „Der Treuhand-Komplex“, Petra Schwarz, die in der DDR beim Jugendradioprogramm DT64 moderierte oder André Herzberg mit seinem Roman „Was aus uns geworden ist“. Sechs Slam Poet*innen traten in einem Dichterwettstreit mit- und gegeneinander an und erzählten ihren persönlichen Blick auf die Wiedervereinigung.
Verschiedene Fotobände zeigten zum einen spannende künstlerische Momentaufnahmen aus dem Jahr 1990, zum anderen die Entwicklung Berlins in den vergangen 30 Jahren. Spannende Diskussionen entstanden auch mit Menschen mit Migrationshintergrund, die ihre Erfahrungen in der DDR und der Wendezeit beschrieben, sowie analytische Einschätzungen zu aktuellen Migrationsthemen.
Breites Filmangebot: Von Musikerdoku bis zu internationalen Kurzfilmen
Filmklassiker von Thomas Brasch, Geheimtipps von internationalen Filmschaffenden und viele andere Kunstwerke bei Kinonachmittagen im November
Dokumentarfilme wie „Der Baltische Weg” über die litauische Rockband „Antis“, „A Wall within“ der kanadischen Regisseurin Catherine Veaux-Logeat über eine bewegte Familiengeschichte oder Can Candans Dokumentarfilm über die immigrierte türkische Gemeinschaft in Berlin wurden gezeigt. In Kooperation mit interfilm wurden sechs internationale Kurzfilmprogramme entwickelt. Alle Kurzfilme sind untertitelt und zeigten somit auch internationalen Gästen unterschiedliche Facetten zur Geschichte der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls.
Musik aller Genres und vielfältiges Theaterprogramm
Das Musikprogramm vereinte Genres von Blues über Rock bis Klassik. Das Künstler*innenspektrum reichte von so ikonischen Stimmen wie Patti Smith über populäre DDR- und BRD-Punk-Bands wie Zerfall und Fehlfarben bis hin zur jungen Indie-Gitarrenband Isolation Berlin. Außerdem wurden Theaterinszenierungen gezeigt: Hakan Savaş Mican szenische Einrichtung „Die Schwäne vom Schlachthof“ und das Theaterkollektiv Panzerkreuzer Rotkäppchen, das die größte freie Demonstration der DDR als „Theater der Revolution“ wieder aufleben ließ, waren nur zwei Beispiele für das, was gezeigt wurde.
© interfilm Berlin
Live-Speaker*innen bieten Führungen an allen Orten an
Eine individuelle Form der Geschichtsvermittlung boten Live-Speaker*innen, die ständig an den verschiedenen Orten in Deutsch und Englisch Hintergrundinformationen gaben. Hinzu kamen besondere Führungen durch die Kieze, wie beispielsweise ein Audiowalk über die schwul-lesbische Szene in der DDR oder eine Führung durch das Stasimuseum zum Thema der Datenspeicherung. Im Veranstaltungsangebot gab es auch Führungen in leichter Sprache an der East Side Gallery.
Raum für Teilhabe für alle Generationen
Das Besondere der Festivalwoche war, dass sie mit vielen verschiedenen Workshops für Erwachsene, Kinder und Jugendliche einen Raum für Teilhabe und Austausch geschaffen hat. Die Teilnehmer*innen gingen auf die Suche nach Antworten in der Ost-/West-Identitätsfrage oder reflektierten spielerisch über real vorhandene Alltagsgegenstände aus der Vergangenheit, die die Geschichte erfahrbar machen. Der Workshop „Grenzenlos“ richtete sich beispielsweise an Menschen, die in der Berliner Version des Straßentheaterstückes MAUERRISSE mitspielen wollten. Ein Angebot speziell für ein junges Publikum war etwa „Delphic Art Wall – bunt statt grau“, bei dem Jugendliche ihre Bilder von Freiheit, Vielfalt und Toleranz gestalteten. In Formaten wie diesem und vielen weiteren konnte man einerseits mit Zeitzeug*innen ins Gespräch kommen und andererseits lernen, auf kreative Weise eigene Anliegen zu formulieren.
Barrierefreiheit
Grundsätzlich waren alle über 200 Veranstaltungen an allen Orten barrierefrei. Eine Ausnahme hiervon bildete das Veranstaltungsprogramm in der Stasi-Zentrale im Haus 22, das nur über Treppen zu erreichen war.
Viele Veranstaltungen verfügten außerdem über sprachmittelnde Formate wie übersetzende Untertitel, gebärdensprachliche Übersetzungen oder Audiodeskriptionen.