POMPA
Kunst

POMPA

Stiftung St. Matthäus

9.11.2019 – 23.2.2020

St. Matthäus-Kirche,
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Mehrsprachig / Ohne Sprache

„Ohne den Mauerfall wäre ich nicht Künstler geworden“: Anlässlich des 30. Jahrestages des Falls der Mauer blickt der Maler Norbert Bisky im November 2019 in zwei parallel stattfindenden Ausstellungen in Berlin und Potsdam zurück auf das Ende der DDR, das Chaos der Nachwendezeit sowie sein persönliches Erleben.

Die St. Matthäus-Kirche am Berliner Kulturforum, in deren Sakralraum die Ausstellung „POMPA“ gezeigt wird, stand einst nah an der Mauer – allerdings auf der anderen Seite als die Villa Schöningen, in der sich die Parallelausstellung „RANT“ befindet. Der Titel spielt auf die Tradition des antiken Roms an, religiöse Festprozessionen mit Götter- und Ahnenbildern streng nach Klassen, Ständen und Interessen zu segregieren und verweist damit wiederum auf eine ökonomisch, medial und politisch gespaltene Gesellschaft.

Der inhaltliche Schwerpunkt von „POMPA“ liegt auf der Nachwendezeit, einer Periode des euphorischen Aufbruchs, die von Hedonismus ebenso geprägt war wie von Profitgier und Opportunismus. Eine aufwändige Deckeninstallation älterer sowie neuer Werke lenkt den Blick nach oben in eine fingierte Himmelslandschaft: Welchen Göttern huldigen wir heute? – 30 Jahre nach dem Berliner Mauerfall inszeniert Norbert Bisky damit ein dystopisches Szenario zwischen gestern und heute.

Der Werdegang von Norbert Bisky (*1970 in Leipzig) lässt sich – typisch für viele ostdeutsche Biografien – in ein Davor, ein Dazwischen und ein Danach gliedern: Aufgewachsen in einem streng sozialistischen Umfeld, wurde er kurz nach dem Mauerfall als NVA-Deserteur in das Ostberliner Militärgefängnis gesperrt. Erst die Implosion des alten Systems brachte die Freiheit, sich eine Zukunft als Künstler zu denken. Die Erfahrung von Totalität und Willkür prägte Biskys Auseinandersetzung mit der DDR bereits früh. Seine neuen, sehr persönlichen Arbeiten zum Thema reichen jedoch über die Verarbeitung von persönlich Erlebtem weit hinaus: Sie zeigen ein Land, in dem die eigentlich längst überholte Binarität von Ost und West gerade eine traurige Renaissance erlebt.

Weitere Informationen unter: http://www.stiftung-stmatthaeus.de.