Dialog
Zwischen Repression und Freiheit – Punk in der DDR
Allen Disziplinarmaßnahmen zum Trotz verliehen die Punks in der DDR ihrem Ärger über die Herrschenden laut Ausdruck.
Laute Stimmen
Stasi-Zentrale,
Haus 22
Deutsch, Englisch Simultanübersetzung, Übersetzung in Gebärdensprache
Nachdem die Bewegung in London und auch im Westen Deutschlands in voller Lautstärke tönt, tauchen 1979 die ersten Punks in der DDR auf. Die Stasi wird Anfang der 80er Jahre auf die Widersacher aufmerksam und versucht mit immer drastischeren Methoden die Störenfriede einzuschüchtern: Vertreter*innen des Phänomens westlicher Subkultur werden zur „Klärung eines Sachverhaltes“ einbestellt und mit Sanktionen wie Berufs- und Studienverbot belegt. Doch der Punk ließ sich nicht disziplinieren.
Miteinander im Gespräch sind Shanghai Drenger, Lutz Schramm, Maik Reichenbach. Moderiert von Christine Watty.
Shanghai Drenger wird mit seiner Band Anti-X im Anschluss an den Talk ein Livekonzert spielen.
Gäste
Maik Reichenbach spielte in den Anarchopunkbands H.A.U. und L’Attentat, beide Bands gingen aus dem selben Punk-Cluster hervor, dem auch die Leipziger Urpunkkapelle Wutanfall entstammte. Reichenbach wurde aufgrund eines öffentlichen Protests gegen die Inhaftierung der Ostberliner Punkband Namenlos ebenfalls inhaftiert und zu einer Haftstrafe verurteilt. Ende 1988 verließ er die DDR und reiste nach West-Berlin aus. Seitdem wirkte er in zahlreichen Bands mit. 1995 studierte er Musik an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Heute ist er als Grafikdesigner tätig und am subkulturellen Archiv von Too much future beteiligt.
Lutz Schramm, 1959 in Leipzig geboren, arbeitete nach einer Lehre ab 1977 als Tontechniker beim DDR Rundfunk. 1984 wechselte er von der Studiotechnik in die Musikredaktion von „Stimme der DDR“. Zwischen 1986 und 1992 war er Moderator der Sendungen „Parocktikum“ und „Vibrationen“ bei DT64. Nach einer Zwischenstation bei „Rockradio B“ gehörte er zur Gründungsmannschaft von „Fritz“, der jungen Welle des rbb. Ab 1994 beschäftigte sich Lutz Schramm überwiegend mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung von Webauftritten und Online-Projekten für den ORB / rbb. Heute arbeitet er als Online-Produktions-Chef und Metadatenbeauftragter beim Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Shanghai Drenger war einst Straßenbahnfahrer und von 1983 bis Ende 1985 Sänger und auch Gitarrist der Band VITAMIN A in Magdeburg. Vom Sommer ´1986 bis 1987 war er ein Jahr lang in MfS-U-Haft und in Brandenburg-Görden wegen herabwürdigender Texte gegenüber der Staatsmacht inhaftiert (ursprünglich zu 34 Monaten Haft verurteilt). Nach der Entlassung im Sommer 87 gründete Shanghai Drenger mit Maxe Herold zusammen die Band ANTI-X.
Nach einigen beruflichen Ausflügen in Handwerk und Jugendarbeit konnte Shanghai Drenger Ende der 90er Jahre am Literaturinstitut in Leipzig studieren und ist seit 2002 Redakteur beim nichtkommerziellen Radio LOTTE Weimar.
Christine Watty, Berlin, ist Redakteurin und Redaktionsleiterin bei Deutschlandfunk Kultur. Sie moderiert Radiosendungen, manchmal Veranstaltungen, spricht außerdem nicht nur auf den Bühnen der Buchmessen über neue Bücher und entwickelt Podcast-Formate für’s Radio. Viele Jahre hat sie als freie Journalistin für diverse öffentlich-rechtliche Radioprogramme gearbeitet, sowohl vor als auch hinter dem Mikrofon. Ihre Themen: Kultur, Politik und die immer noch so genannten ‘digitalen Medien’.