Zeitzeug*innen der Friedlichen Revolution
Kaum etwas erweckt Geschichte eindrücklicher zum Leben als Erzählungen von Menschen, die Teil von ihr waren. Ihre Erinnerungen sind gerade für die jüngere Generation wertvolle Zeitzeugnisse des historischen Geschehens.
Während der Festivalwoche gibt es zahlreiche Möglichkeiten, diesen Zeitzeug*innen zuzuhören und auch mit ihnen ins Gespräch zu kommen – ob in Audio-Interviews in den Open-Air-Ausstellungen, als Debatten-Video in den sozialen Medien, oder im direkten Austausch während einer der über 200 Veranstaltungen.
Zeitzeug*innen im Interview
Hier können Sie Ausschnitte aus über 50 Interviews mit Menschen aus Ost und West anhören, die die Friedliche Revolution und den Mauerfall 1989 erlebten und gestalteten oder von der anderen Seite der Mauer Anteil nahmen. Dabei stehen die persönlichen Erfahrungen und subjektiven Sichtweisen auf das Geschehen im Vordergrund – gelegentlich mögen sie sich deutlich unterscheiden, manches Mal sind spezielle Aspekte besonders hervorgehoben, gemeinsam aber ergänzen sie sich zu einem umfassenderen Bild und bilden eine Art Dialog.
Die Zeitzeug*innen berichten in ihren Interviews alle in großer Offenheit. Es sind Erzählungen von der Entdeckung des eigenen Mutes, vom Engagement für eine bessere Gesellschaft, die Demokratisierung eines Regimes und für Freiheit, Freiheit der Rede, der Meinung, der Presse und des gesellschaftlichen Handelns, für die Freiheit der Bewegung, des Reisens, des Lebens in einem anderen Land aber auch des Bleibens nach eigenem Willen und des Mitgestaltens des eigenen Landes. Es wurde eine Friedliche Revolution.
Elke
1989 37 Jahre alt, Erzieherin und alleinerziehende Mutter, stellte 1984 einen Ausreiseantrag und konnte schließlich am 9. August 1989 mit ihrer Tochter nach West-Berlin ausreisen.
Felix
geb. 1961, bereits als Schüler von der Stasi verfolgt, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, 1983 inhaftiert, 1984 in den Westen freigekauft.
Bernd Albani
geb. 1944, evangelischer Pfarrer, aktiv in der Oppositionsbewegung
Mathias Brauner
geb. 1964, Fotograf, 1987 Fluchtversuch über Ungarn, Mitglied der oppositionellen Gruppe Staatsbürgerschaftsrecht
Ernst Burkel
Ernst Burkel, geb. 1953, West-Berliner Arzt.
Christina und Siegfried Buttjes
Christina, geb. 1948, und Siegfried Buttjes, geb. 1950, aus Ost-Berlin
Manuela Cramer
geb. 1951, Bildredakteurin beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel in Hamburg, baute ab der Mauerfallnacht 1989 das Spiegel-Bildarchiv zur DDR auf
Alexander Dohnke
geb. 1974, West-Berliner Jugendlicher, beim Mauerfall 15 Jahre alt
Frank Ebert
geb. 1970, Bürgerrechtler, involviert in Herstellung und Druck von Oppositionsblättern in der Umweltbibliothek
Désirée Eiben
geb. 1958, Grafikerin aus Ost-Berlin
Gudrun Engelke-Schulz und Brigitte und Otto Scharbau
Gudrun Engelke-Schulz, geb. 1949, Potsdamer Lehrerin aus der DDR, und die einst westdeutschen Geschwister Brigitte Scharbau, geb. 1960, und Otto Scharbau, geb. 1962
Olaf Freese
geb. 1968, 1989 Bühnentechniker am Berliner Ensemble in Ost-Berlin, heute Lichtgestalter an der Staatsoper Unter den Linden.
Daniel Fröhlich
Ende 1989 21 Jahre alt, Musiker der Ost-Berliner Punkgruppen „Einsatz“, „Zerfall“ und „Tim Reefke hat Vertrauen“
Kathrin G.
geb. 1961, 1989 Psychologin in der Nervenklinik der Charité in Ost-Berlin.
Elke Günther
1989 40 Jahre alt, Kostümbildnerin, trat 1989 der Bürgerbewegung Neues Forum bei
Jeannette Hagen
Berliner Journalistin, stellte 1986 19-jährig einen Ausreiseantrag und erhielt diesen nach drei Jahren Wartezeit für den 9. Februar 1989.
Christian Hajer
1989 25 Jahre alt, West-Berliner Fotograf, besuchte öfters die DDR und reiste auch in die Sowjetunion.
Kurt W. Hamann
geb. 1951, Hamburger Fotograf
Katrin Hattenhauer
geb. 1968, Künstlerin und Bürgerrechtlerin, u. a. 1989 beteiligt am Zustandekommen des verbotenen Leipziger Straßenmusikfests
Sabine Herrmann und Klaus Killisch
Sabine Herrmann, geb. 1961, freischaffende Künstlerin, und Klaus Killisch, geb. 1959, freischaffender Künstler, beide aus Ost-Berlin.
Ralf Hirsch
geb. 1960, Bürgerrechtler, 1986 Gründungsmitglied und Sprecher der Initiative Frieden und Menschenrechte.
Margaret Hunter
geb. 1948, schottische Künstlerin, seit 1985 auch in West-Berlin ansässig, 1990 Künstlerin der East Side Gallery.
Lutz Jeske
Lutz Jeske, geb. 1953, West-Berliner, der in der Nacht des Mauerfalls seine Ost-Berliner Freunde Frank und Karin Wilke und ihren Sohn aufnahm
Angela Jürs
Ende 1989 25 Jahre alt, West-Berlinerin und heute Schulsekretärin
Anne-Dore Kanthak
geb. 1942, Erzieherin und Lehrerin für Deutsch und Kunst, durch Versetzungsantrag ab 1988 in Ost-Berlin
Sanem Kleff
geb. 1955 in der Türkei, 1989 Lehrerin in West-Berlin
Katrin Klocke
Ende 1989 23 Jahre alt, Hamburger Journalistin, seit 1. Januar 1990 bei Spiegel TV
Mark König
geb. 1971, 1989 West-Berliner Abiturient
Bettina Köppen
geb. 1965, kam mit 17 Jahren nach Ost-Berlin
Sylvia Krupicka
geb. 1959, Journalistin und Theatermacherin, 1989 u.a. in Ost-Berlin, Leipzig und Schwerin
Christoph Links
geb. 1954, Verleger und Publizist, Gründung des privaten Sachbuchverlages LinksDruck, später Ch. Links Verlag
Christine MacLean
Ende 1989 35 Jahre alt, Organisatorin der East Side Gallery 1990/91
Kathrin Mahler Walther
geb. 1970, Leipziger Bürgerrechtlerin, ab 1987 Mitarbeit in der oppositionellen Arbeitsgruppe Menschenrechte an der Leipziger Lukasgemeinde
Georg Mascolo
geb. 1964, 1988 bis 1992 Journalist bei Spiegel TV
Günter Nossol und J.
Günter Nossol und J., beide damals etwa Mitte 20, unternahmen am 27. Oktober 1973 gemeinsam einen Fluchtversuch nach West-Berlin
Augusto Jone Munjunga
vor 32 Jahren nach Deutschland gekommen, 1987 bis 1989 angolanischer Vertragsarbeiter der DDR in Eberswalde
Ulrike Poppe
geb. 1953, Bürgerrechtlerin
Eva und Jens Reich
Eva Reich, geb. 1943, Ärztin und Bürgerrechtlerin, und Jens Reich, geb. 1939, Molekularbiologe, Professor und Bürgerrechtler, beide Gründungsmitglieder der DDR-weiten Oppositionsbewegung Neues Forum
Carola Reutimann
Carola Reutimann, geb. 1965, arbeitete 1989 in der West-Berliner Mauergalerie am Checkpoint Charlie.
Hella Santarossa
Künstlerin aus West-Berlin, befasste sich in ihrer Kunst immer wieder mit der Berliner Mauer.
Stefan Schubert
geb. 1955, entschied sich 1989 für den Schritt der Flucht in den Westen und realisierte diese im Sommer 1989 über die ungarisch-österreichische Grenze.
Ulrich Schwarz
geb. 1936, 1976/77 und 1985 bis 1989 West-Korrespondent in Ost-Berlin für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel
Michael Schuhhardt
geb. 1962, Maskenbildner, stellte im Sommer 1984 einen Ausreiseantrag, wurde Ende 1984 wegen Wehrdienstverweigerung verhaftet und zu 20 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt.
Tamara Trampe
geb. 1942 in Russland, mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilmregisseurin
Stefan Trobisch-Lütge und Bettina Kielhorn
Stefan Trobisch-Lütge, geb. 1961, gründete 1998 zusammen mit dem DDR-Bürgerrechtler Jürgen Fuchs die Beratungsstelle Gegenwind für politisch Traumatisierte der SED-Diktatur. Bettina Kielhorn, Sozialpädagogin und Mitarbeiterin der Beratungsstelle.
Matthias Voigt
geb. 1962, Bürgerrechtler und Umweltaktivist, 1986 bis 1988 Mitarbeit in der Oppositionsgruppe Umweltbibliothek in der Berliner Zionskirche
Bernd Wagner
geb. 1955, Kriminalist und ehemaliger Angehöriger der Kriminalpolizei der DDR
Thomas Weirauch
1989 13 Jahre alt, erlebte als Kind mit seinen Eltern die Leipziger Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989.
Frank und Katrin Wilke
Frank Wilke, 1989 32 Jahre alt, und Karin Wilke, geb. 1958, erhielten mehrere Jahre nach ihrer Ausreiseantragsstellung die Ausreisebewilligung für den 13. November 1989
Evelyn Zupke
geb. 1962, Erzieherin und Bürgerrechtlerin, ab 1987 in Ost-Berlin
Wir danken allen Zeitzeug*innen sehr für Ihre Bereitschaft und Offenheit, ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Reflexionen mit uns in einem öffentlichen Raum zu teilen.
Interviews und Redaktion: Dr. Monika Schmidt
Schnitt und Bearbeitung: Maurice Wilkerling, Christian Bäucker, Martin Szafranski
Zeitzeug*innen im Dialog
Für die Social-Media-Kanäle der Festivalwoche wurden exklusiv drei Videos produziert, in denen Zeitzeug*innen etwa von ihrer Flucht aus der DDR erzählen oder wie sie den Abend der Maueröffnung am 9. November 2019 erlebten.
Fridays for Future trifft Montagsdemo
1989 und 2019: Diese Bedeutung haben die Leipziger Montagsdemos für die Demonstrant*innen von heute. ?
Sie flohen aus der DDR: 4 Schicksale
Vor 30 Jahren flohen so viele Menschen aus der DDR wie nie zuvor. Was durchlebte man bei so einer Flucht?
Mauerfall: 1 Moment, 1000 Emotionen
Was habt ihr für Erinnerungen an den Mauerfall? Erzählt es uns in den Kommentaren. ?✨
Vielstimmig: Veranstaltungen mit Zeitzeug*innen
Vom 4. bis 10. November finden während der Festivalwoche über 200 Veranstaltungen an sieben Orten statt: Lesungen, Filme, Theaterstücke, Konzerte, Performances, Audiowalks, Führungen, Workshops und zahlreiche weitere Formate, die unsere Partner*innen mit uns gemeinsam entwickelt haben. Bei vielen dieser Veranstaltungen nehmen Zeitzeug*innen teil, erzählen, diskutieren und kommen mit den Besucher*innen ins Gespräch.
Wer sich für diese Veranstaltungen interessiert, kann der Route der „Originalstimmen“, einer von elf thematischen Routen, durch die Festivalwoche folgen.